Ski­hoch­tour — Tödi

Datum: 16.03.2018

Wer war dabei: Sebi, Robert, Vali

Name der Tour: Tödi

Art der Tour: Skihochtour

Kurz­be­schrei­bung: ca. 1300 Hm/3 – 4 h zur Hüt­te, von dort ca. 1500 Hm/ 4 – 6 h zum Gipfel.

Aus­rüs­tung: Nor­ma­le Glet­scher­aus­rüs­tung sinn­voll, aus­rei­chen­de Kennt­nis­se im Umgang damit und siche­res Ski­fah­ren erfor­der­lich. Die Mög­lich­kei­ten einer Berg­rad­be­nut­zung soll­ten ergeb­nis­of­fen geprüft werden.

Eigent­lich woll­ten wir nicht nach Sar­gans. Nicht, dass wir gene­rell was gegen Sar­gans hät­ten. Ehr­lich gesagt, hat­ten wir uns noch nie groß um Sar­gans geküm­mert, geschwei­ge denn Gedan­ken gemacht. Vor allem nicht jetzt, da wir ganz woan­ders, eini­ges wei­ter süd­lich hin und an Sar­gans nur vor­bei woll­ten. Idea­ler­wei­se ohne zu mer­ken, dass wir gera­de an Sar­gans vor­bei­fah­ren. Nur mein Auto war ande­rer Mei­nung. Und so sind wir jetzt in Sargans.

Auch gut, nach der ers­ten Rat­lo­sig­keit. Ins­be­son­de­re nach­dem wir eine gemüt­li­che Unter­kunft mit ange­glie­der­ter Küche gefun­den hat­ten. Nur auf Roberts Koch­küns­te wer­den wir zukünf­tig nicht mehr vertrauen.

Wochen­en­de heißt für Schwei­zer Werk­stät­ten defi­ni­tiv Wochen­en­de. Damit ist klar, wir sind län­ger in Sar­gans. Ein Tag fuß­läu­fig ent­fern­ter Klet­ter­gar­ten am Scholl­berg geht ja ganz kor­rekt in Ord­nung. Aber dann soll­ten Ski und Glet­scher­ge­raf­fel doch ihrer eigent­li­chen Bestim­mung zuge­führt wer­den. Für das Tal haben wir ein­deu­tig zuviel war­me Kla­mot­ten dabei. Nur wohin? Sar­gans hat zwar den Pizol, der ist jedoch mitt­ler­wei­le bis über die Mit­tel­sta­ti­on schnee­frei. Da kommt Robert nach einer Stei­ge Dosen­bier sein Tödit­rau­ma in den Sinn. Zwei­mal hat er ihn schon ver­sucht, jedes­mal wur­de er grim­mig mit schlech­tem Wet­ter abge­schüt­telt. So etwas muss man auf­ar­bei­ten, wir hel­fen ger­ne dabei.

Mon­tags früh kommt das Vehi­kel in die Werk­statt, das Ver­trau­en in die Fähig­keit nie­der­säch­si­scher Inge­nieurs­kunst wird ein wei­te­res von viel zu vie­len Malen erschüt­tert. Der eid­ge­nös­si­sche Meis­ter sei­nes Fachs ist jedoch guten Mutes, das Pro­blem bis zum nächs­ten Abend gelöst zu haben. Das klingt gut, noch bes­ser ist das anschlie­ßen­de Früh­stück von Mari­an­ne in unse­rer gran­dio­sen Blei­be und am Bes­ten das dazu­ge­hö­ri­ge Müs­li. Das las­sen wir natür­lich auf kei­nen Fall sau­sen. Danach geht es mit pral­lem Bauch und vol­len Säcken zu Fuß zum Bahnhof.

2 Post­män­ner am Bahnsteig

Die Bim­mel­bahn führt mit ein­mal Umstei­gen nach Lin­th­al, ab dann brau­sen wir mit Edy’s Alpen­ta­xi nach Tier­fehd, wo der Zustieg zur Fri­do­lins­hüt­te beginnt.

Der Fri­do­lin ist der Schutz­pa­tron des Kan­ton Gla­rus und von daher heißt die Hüt­te hier so, wie sie heißt, der Gebirgs­stock hier Glar­ner Alpen und damit hat alles sei­ne Rich­tig­keit und sei­ne beru­hi­gen­de Ordnung.

Die stei­le Forst­stra­ße ist stei­nig, die Son­ne brennt, der Schweiß fließt in Strö­men. In wei­ser Vor­aus­sicht haben wir die Plas­tik­ei­mer an den Ruck­sack gehängt und schwe­ben zunächst auf wei­cher Schmei­chel­turn­soh­le nach oben.  Irgend­wann wird es fla­cher, bis Hin­ter­sand ist der Weg aber schneefrei.

Gepfleg­ter Zustieg

Dort an der Alp­hüt­te machen wir Brot­zeit, rüs­ten auf die Ski um und las­sen die Halb­schu­he zurück. Ohne den Neu­schnee der letz­ten Woche wäre wohl sonst auch hier kein Win­ter mehr, aber mit zuneh­men­der Höhe wird die Schnee­auf­la­ge dicker und wir schie­ben die Bret­ter ste­tig Rich­tung Hütte.

Einer geht, Einer staunt

Das Wet­ter macht auf wol­kig, wir sind unver­zagt guten Mutes und schwit­zen dafür etwas weni­ger. In der Hüt­te ist es immer­hin tro­cken, dafür nur fast warm, es gibt zu Essen und vor allem auch zu Trin­ken. Aller­dings mit all­zu har­ten Schwei­zer Fran­ken zu ent­loh­nen. Aber so isses halt. Wir stu­die­ren die aus­ge­lie­hen mit­ge­führ­te Kar­te und ent­schei­den uns für eine mode­ra­te Aufstehzeit.

Fri­sche Routenplanung

Die hal­ten wir auch ein und las­sen uns nicht durch die vor­her ent­stan­de­ne Hek­tik der Frühst­auf­ste­her beir­ren. Dafür haben wir beim Früh­stück unse­re Ruhe und kön­nen danach ohne Rem­pe­lei­en die Schu­he anzie­hen. Kurz wird der Hüt­ten­hang her­un­ter­ge­rutscht, dann geht es ans Auf­fel­len. Es ist immer noch dun­kel, somit haben wir auch nichts ver­säumt und schnau­fen im Schein der Stirn­lam­pen der deut­li­chen Spur unse­rer Vor­schnäu­fe­rIn­nen hinterher.

Rin­nen­ge­wer­kel, fern

Lang­sam wird es hell und wir sehen die Vor­hut dann auch bald in der Rin­ne wer­keln, die rechts am ers­ten Glet­scher­bruch vor­bei­führt. Das ist schlicht und ergrei­fend stei­les Stapf­ge­län­de. Ist man dort, kom­men die Ski an den Sack und dafür die Eisen vom Sack an den Schuh. Was vom Ergeb­nis her wurscht ist, denn der­schnau­fen muss man die Stel­le so oder so.

Rin­nen­ge­wer­kel, nah

Danach wird es wie­der etwas gemäch­li­cher. Wir haben auf unse­re Vor­hut auf­ge­schlos­sen, die­se hin­ter uns gelas­sen und dür­fen uns jetzt den Weg sel­ber suchen. Dafür sehen wir nichts mehr. Genau­er: nichts, womit wir rich­tig was anfan­gen kön­nen. Die Wol­ke tut, was sie kann. Ent­lang der spär­li­chen Spu­ren­res­te han­geln wir uns wei­ter. Solan­ge man noch irgend­was von Vor­gän­gern erahnt, hat man das Gefühl, noch rich­tig unter­wegs zu sein. Zur Sicher­heit sei­len wir uns an, ob und wie und wo da Glet­scher ist und schon gleich gar Spal­ten, ist weder im Gro­ben noch im Detail aus­zu­ma­chen. Und wenn der Strick schon dabei ist, wird er auch benutzt. Schließ­lich wird es stei­ler und ganz schließ­lich sakrisch steil, Zefix. Aber wo man nor­ma­ler­wei­se wohl nur abfährt, kann man auch mal rauf­schuf­ten, Haupt­sa­che ankom­men. Irgend­wann geht es hin­ten run­ter, wir sind also an einem Grat.

Grat­gang

Aus nach­voll­zieh­ba­ren Grün­den fal­len wir aber lie­ber nicht hin­ten run­ter, son­dern gehen schlicht nach rechts rauf, denn jeder Grat endet mal an einem Gip­fel. Sonst wäre es ja auch kein Gip­fel. Kurz vor die­sem hat die Wol­ke dann ein Ein­se­hen und zieht sich nach unten zurück.

Über den Wolken

Wir sehen dafür das Kreuz und haben damit für die letz­ten Meter eine Ziel­vor­ga­be. Oben ange­kom­men, stau­nen wir über den Aus­blick und den Anraum.

Staun­zeit

Aber trotz Son­ne wird ist es nicht so rich­tig warm, wir kür­zen die Sache ab und rüs­ten uns zur Abfahrt.

Raum­zeit

Der Harsch macht die Sache lei­der recht­schaf­fen uner­freu­lich und die blö­de Wol­ke, in die wir wie­der ein­tau­chen, macht sich auf unver­gleich­li­che Wei­se noch­mal bemerk­bar. Der neb­li­ge Gleiß macht die Ori­en­tie­rung schon sehr müh­se­lig, irgend­wie stam­meln wir uns nach unten.

Spal­ten­ge­stam­mel

Bis sich die Son­ne schließ­lich doch noch end­gül­tig durch­setzt und wir uns in einem grö­ße­ren Kon­text ori­en­tie­ren kön­nen. Das ent­spannt immer wie­der unge­mein, wenn man sieht, wo man ist.  Die stei­le Auf­stiegs­stapf­rin­ne ver­spricht kein ski­fah­re­ri­sches Erleb­nis, dafür sehen wir eine span­nen­de Spur mit­ten hin­ein in den Gletscherbruch.

Ori­en­tie­rungs­pha­se

Nichts wie hin­ter­her, ein biss­chen Aben­teu­er kann nicht scha­den. Immer­hin besteht eine ver­schärf­te Chan­ce, dass da doch wirk­lich einer mit einer guten Spür­na­se einen Durch­schlupf durch den Ver­hau gefun­den hat.

Nix wie hinterher

Präch­tig und immer wie­der ein Ereig­nis, sich so zwi­schen Eis­tür­men und Spal­ten durchzubasteln.

Pracht­ge­län­de

Höchst span­nend, ob es nach der nächs­ten Ecke über­haupt und, wenn ja, wie wei­ter­geht. Und höchst ent­span­nend, wenn man eine gute Spur­vor­ga­be hat.

Span­nungs­ge­län­de

Letzt­lich endet das Gan­ze in präch­ti­gem Schige­län­de, das dann auch brauch­ba­ren Schnee und damit die Mög­lich­keit für ansehn­li­che Schwün­ge bie­tet. Solan­ge man es im  Rausch der Sin­ne nicht übertreibt.

Aus­lauf­ge­län­de

Auf die­se Wei­se legt Robert als über­zeug­ter Kurz­schwun­g­an­hän­ger einen ast­rei­nen und respek­ta­blen Über­schlag hin. Nach­dem wir ihn und all das sei­ne wie­der ein­ge­sam­melt haben, könn­te man jetzt ein­fach gen Tal weitersurfen.

Lan­de­platz

Wir aber müs­sen erst noch zur Hüt­te hin­auf, das dort depo­nier­te Gepäck ein­la­den. Aber  vor allem auch ein paar Kalo­rien nach­la­den und den Was­ser­haus­halt repa­rie­ren. Also erneut auf­fel­len, schnau­fen und schwit­zen. An der Hüt­ten­ter­ras­se wird zufrie­den auf das bis­he­ri­ge Tag­werk zurückgeschaut.

Rück­schau

Robert nutzt die Zeit für ein Nicker­chen in der Stu­be, Vali und ich genie­ßen die Son­ne, die Hand­wurst und den Aus­blick. Trotz inten­si­ver Bestrah­lung wird uns aber auch hier nicht so rich­tig warm, die dicke Jacke bleibt an und der Biki­ni im Beutel.

Schließ­lich hilft es nix, wir wol­len ja wie­der zurück. Edy’s Alpen­ta­xi wird infor­miert, wir packen zusam­men und ab geht es Rich­tung Tal. Und das sogar halb­wegs brauch­bar, bis fast ganz zu unse­rem Schuh­de­pot. Wenn man diver­se Lawi­nen aus­nützt und einen Grund­fa­ta­lis­mus zum The­ma Ski­be­lag hat. Bei Hin­ter­sand wird wie­der um- und aus­ge­zo­gen und es beginnt der Talhatscher.

Um- und Auszug

Wer kann und hat, dem sei dort wahr­lich ein Berg­rad emp­foh­len, wir neh­men den Weg unter die leid­ge­prüf­ten Füße. Und das zieht sich. Wie so oft. Was es nicht schö­ner macht.

Anfang vom Ende

Immer­hin kommt uns beim Abstieg die Glar­ner Haupt­über­schie­bung so rich­tig präch­tig und unüber­seh­bar in das Sicht­feld. Gewal­tig und gran­di­os, die­ses Doku­ment der Erd­ge­schich­te und Alpen­ent­ste­hung. Eigent­lich unvor­stell­bar, wenn es nicht ein­fach offen­sicht­lich da wäre. Wir genie­ßen den Augen­blick, schließ­lich alle­samt in Sum­me drei hoch­lobens­wer­te Geo­lo­gen. Das Stau­nen hat ein Ende, der Weg noch lan­ge nicht. Aber wir kom­men dann auch irgend­wann ein­mal an. Edy fährt wie der Teu­fel und so errei­chen wir ums Arschle­cken noch den Zug, den wir eigent­lich schon abge­schrie­ben haben. Mari­an­ne hat in Sar­gans auch noch unser Zim­mer­chen und in der Werk­statt gibt es Abend­schicht mit Bar­kas­se und neu­em Kühlerschlauch.