Ski­tour — Grünsteinscharte

Datum: 23.01.2018

Wer war dabei: Sebi, Flo, Benni

Gipfel/Berggruppe: Grün­stein­schar­te 2272 m NN

Name der Tour: Grünsteinscharte

Art der Tour: Skitour

Kurz­be­schrei­bung:, ca. 1120 Hm Auf­stieg, 2,5 – 3,5 h rauf, 1 h runter.

In die­sem Win­ter kann man als Ski­fah­rer ja nicht meckern. Oder soll­te es zumin­dest nicht. Es hat schon früh Schnee gege­ben und davon liegt trotz eini­ger Wär­me­ka­prio­len immer noch genug, dass man wei­ter­hin sei­nen Spaß haben kann. Ben­ni kann davon gar nicht genug haben, schließ­lich fehlt ihm gera­de ein Kreuz­band bzw. des­sen sou­ve­rä­ne Ver­bin­dung zum Kno­chen­ge­stell. Die­se soll nun ein Pro­fi wie­der her­stel­len, der Ter­min steht in einem Monat. Dann ist erst­mal Schluss mit lus­tig, also will Ben­ni bis dahin noch Spaß haben. Ver­ständ­lich, noch gibt es kein PIN-Fit­ting für Krücken.

Ich will natür­lich auch Spaß. Gene­rell, denn mei­ne Kreuz­bän­der sind soweit in Ord­nung. Trotz Hal­len­fuß­ball.
Flo sowie­so, aber der ist auch bei der Feuerwehr.

Kurz und gut, Ben­ni will es son­nig und gemäch­lich. Damit er ein biss­chen Far­be auf die Nase bekommt und sein Knie eine Chan­ce hat. Die Lawi­nen­la­ge ist denk­bar unpro­ble­ma­tisch und die Ver­hält­nis­se im Hoch­win­ter früh­lings­haft. Sein Beschluss lau­tet Grün­stein­schar­te und zwar von Süden. Mir ist das recht, ich war da bis­lang nur im Zuge der klas­si­schen Grün­stein­run­de und das ist schon eini­ge Zeit lang her. Nach wie vor scheint die­se Reibn, von der baye­ri­schen Sei­te aus anrei­send, das bevor­zug­te Ziel zu sein. Die Süd­va­ri­an­te ist offen­sicht­lich eher in Tiro­ler Hand. Ein Grund mehr sich das mal anzuschauen.

Eigent­lich will Ben­ni noch zur Nacht­zeit los, vor­der­grün­dig um dem Aus­flugs­ver­kehr zu ent­kom­men, eigent­lich um einen Grund für sei­ne laten­te prä­se­ni­le Bett­flucht zu haben. Ich mah­ne etwas zur Zurück­hal­tung, schließ­lich soll das Gan­ze auch eine Chan­ce zum Auf­fir­nen bekom­men. Der Kom­pro­miss lau­tet 7:00 Abfahrt am Wald­fried­hof. Gesagt, getan. Er lädt erst Flo und dann mich in sein Gefährt und schon brau­sen wir gen Süden. Eini­ge ande­re Vie­le lei­der auch schon und so kommt es wie es halt so ist. Ab Ober­au schiebt man sich nur noch zäh in einer Blech­la­wi­ne wei­ter. Zefix. Dafür fällt ein kur­zer Boxen­stop beim gar­mi­scher Bäcker auch nicht mehr ins Gewicht. Das ist dann wie­der ganz schön.

Nach­dem der Abzweig zur Zug­spitz­bahn pas­siert ist, soll­te es eigent­lich zügig wei­ter­ge­hen. Tut es dann auch eini­ger­ma­ßen, zumin­dest nach­dem ein Wohn­fahr­zeug mit gel­bem Num­mern­schild hin­ter uns gelas­sen wer­den konn­te. Ben­ni bekommt dar­auf­hin auch sei­nen Puls wie­der in den Griff. Kurz vor dem Fernpaß ist dann aber wie­der Schluss und Aus und Still­stand. Ganz anders bei Ben­ni, sein Kreis­lauf nimmt wie­der Fahrt auf. Der seit Ler­moos vor uns fah­ren­de über­di­men­sio­na­le Abschlepp­wa­gen hät­te uns eigent­lich schon vor­ab nach­denk­lich stim­men kön­nen. Zum Glück geht es aber bald wei­ter und dann sehen wir bei der ers­ten rele­van­ten Kur­ve nach Über­que­ren der Pass­hö­he den Stein des Ansto­ßes. Ein ita­lie­ni­scher Last­wa­gen hat­te sein Glück im angren­zen­den Wald gesucht und blo­ckier­te mit sei­nem nicht ganz ver­senk­tem Hin­ter­teil die berg­auf füh­ren­de Stra­ßen­sei­te. Bis auf ent­spre­chen­den Flur­scha­den war offen­sicht­lich nichts pas­siert. Flo fühlt sich als Fach­per­so­nal nicht ange­spro­chen, wir neh­men das auf­at­mend zur Kennt­nis. Genau­so wie den infer­na­li­schen Total­s­tau auf der Gegen­spur, der bis run­ter zur Auto­bahn und auch noch in die­se hin­ein an uns vor­bei­zieht. Der Ent­schluss, für die Rück­fahrt eine ande­re Rou­te zu suchen, steht.

Mit etwas Ver­spä­tung kom­men wir beim Gast­hof Arzkas­ten an, rei­hen uns beim Park­platz als teu­to­ni­sche Exo­ten zwi­schen die bereits par­kier­ten locals ein und lösen das im Nach­bar­land mitt­ler­wei­le flä­chen­de­ckend obli­ga­to­ri­sche Ticket. Flo raucht noch eine und dann kann es losgehen.

Da geht’s los

Wir schie­ben über eine präch­tig polier­te und eher fläch­li­che Rodel­bahn mehr vor- und wenig auf­wärts. Der Him­mel macht ein­heit­lich auf blau aber noch beißt die Käl­te etwas. Das gemäch­li­che Gelän­de heizt den Motor auch noch nicht so rich­tig an.
Den Abzweig vom Kufen­high­way ver­pas­sen wir nicht und damit gewin­nen wir lang­sam ein paar Höhen­me­ter. Der neben­an rau­schen­de Bach ver­brei­tet zwar eine hei­me­li­ge Stim­mung, sorgt aber wei­ter­hin für küh­le Luft. Das Schwit­zen hält sich noch in Gren­zen.
Wir wech­seln die Bach­sei­te und lang­sam kommt das Tages­ziel in Sicht. Eigent­lich unver­fehl­bar, ein­fach geradeaus.

Ziel­blick

Das ändert sich, als die Haupt­spur haar­na­delig abbiegt und ein paar ande­re Ski­spu­ren, die direkt, eben ein­fach gera­de­aus, auf unser mitt­ler­wei­le am Hori­zont auf­tau­chen­des Tages­ziel zu, wei­ter­füh­ren. Nach kur­zer Denk­pau­se ent­schei­den wir uns gemein­schaft­lich für die Ver­si­on ein­fach gera­de­aus am Bach­bett ent­lang. Im Nach­hin­ein wur­de die­ser Abschnitt „Ben­ni­va­ri­an­te“ getauft, schließ­lich muss ja einer Schuld gewe­sen sein.

Ben­ni star­tet in sei­ne Vari­an­te

Denn die­se, sagen wir mal Abkür­zung, erwies sich zunächst als leid­lich unweg­sam und dann gerüt­telt spitz­keh­ren­steil, um irgend­wie wie­der in die genüss­li­che Haupt­spur ein­fä­deln zu kön­nen. Immer­hin wird uns dadurch end­lich rich­tig warm.

Flo wird warm

Außer­dem umschif­fen wir damit zuver­läs­sig das auf dem eigent­lich ord­nungs­ge­mä­ßen Weg lie­gen­de Lehn­berg­haus und die dort lau­ern­de Gefahr eines all­zu ver­früh­ten Ein­kehr­schwun­ges.
Der Weg führt in das sich zuneh­mend öff­nen­de und frei­er wer­den­de Tal, die Son­ne blin­zelt über den Kamm und die Bli­cke wer­den wei­ter. Eigent­lich eine rund­um freund­li­che Stim­mung. War­um das gan­ze hier „Höll“ genannt wird, kann man an solch einem präch­ti­gen Tag nicht ganz nachvollziehen.

Höl­li­sches Ver­gnü­gen

Von links kom­men ein paar Grün­stein­um­run­der aus der Höll­schar­te und mühen sich red­lich bei der Que­rung in den Lawi­nen­bu­ckeln der letz­ten Tage, da deucht uns die Benam­sung schon eher plau­si­bel. Auf unse­rer Rou­te kom­men wir mit den Bol­ler­ke­geln nicht in Berüh­rung und zie­hen gera­de­wegs auf das präch­ti­ge Kar der Höll­rei­sen zu. Rich­tung Stöttl­tor sind auch zwei unter­wegs, wir sind aber auf gera­de­aus gepolt. Der Weg ist frei und eine kla­re Sache, der Tem­po­mat wird eingestellt.

Kla­re Sache

Der Unter­grund ist har­schig und das Biss­chen Neu­schnee, das dar­auf liegt, hat kei­ne Bin­dung. Die Fel­le grei­fen schlecht. Sobald sich das Kar etwas auf­s­teilt, wird mir das Gerut­sche in der fla­chen Spur zu läs­tig, ich wäh­le die stei­le und kur­ven­ar­me Dire­tis­si­ma­va­ri­an­te. Da hal­ten wenigs­tens die Fel­le und die Pum­pe bekommt auch genug zu tun.

Direk­ter Rück­blick

Solan­ge man den Rhyth­mus hal­ten kann, spart man sich auf die­se Wei­se auch ein biss­chen Auf­stiegs­zeit. Die kann dann zum Rum­schau­en und Ves­pern wie­der ziel­ge­rich­tet ein­ge­setzt werden.

Direk­ter Rauf­blick

Oben ange­kom­men, kann man auf die ande­re Sei­te run­ter­schau­en, das ist nichts Über­ra­schen­des. Hier sieht man unter Ande­rem das Tajatörl.

Direk­ter Rüber­blick

Heu­te ist es zwar unein­ge­schränkt son­nig, aber wie das in einem Sat­tel halt oft so ist, bläst es unan­ge­nehm und lädt nicht so rich­tig zum Ver­wei­len ein. Wir wol­len aber.

Ben­ni kommt der Sache näher…

Zum Glück kann man mit kur­zem Gestap­fe nach links um die Ecke in eine wun­der­ba­re Nische dem Geblä­se entfliehen.

… und schaut auch gleich nach links

Das gemüt­li­che Son­nen­plätz­chen haben wir für uns allein und so machen wir es uns gemütlich.

Flo stapft

Über­trie­be­ne Eile wäre heu­te wirk­lich fehl am Platz. Wir schau­en wei­te Bli­cke, kau­en unse­re Brot­zeit und den­ken Alles oder Nichts.

Weit­blick

Dabei wun­dern wir uns nur kurz, wo man über­all ein Fahr­rad abstel­len kann.

Fahr­rad­stell­platz

Irgend­wann mal wird dann Ben­ni doch ner­vös. Er hat noch das Lehn­berg­haus auf sei­ner Tick­lis­te. Na gut, das haben wir ja auch.

Aku­te Nervosität

Wir packen zusam­men und kli­cken uns in die Bin­dun­gen. Direkt von unse­rem Rast­platz geht es mit einer stei­le­ren Ein­fahrt in die Rin­ne. Die ers­ten Schwün­ge sind noch etwas ver­hal­ten, um anzu­tes­ten, ob der Deckel trägt oder es doch eher grau­si­ger Bruch­harsch wird.

Test­ge­län­de

Wir haben Glück und ins­be­son­de­re am rech­ten Rand lässt es sich meist ent­spannt run­ter­kur­beln. Teil­wei­se kommt sogar ein brauch­ba­res Surf­fee­ling auf. Jäh unter­bro­chen vom fall­wei­sen Geschram­mel auf Was­ser­ril­len. Aber rich­tig bös­ar­tig wird es nir­gends, das hät­te auch nicht zu dem wun­der­ba­ren Tag gepasst.

Surf­ge­län­de

Weil wir uns bei der Abfahrt strikt an die amt­li­che Haupt­spur hal­ten, kom­men wir auch zuver­läs­sig am Lehn­berg­haus und vor allem des­sen Son­nen­ter­ras­se an. Ein lecke­res Gös­ser­rad­ler und vie­le Son­nen­strah­len spä­ter raf­fen wir uns auf, auch weil die Wank­spitz­ler lang­sam ein­fal­len und für zuneh­mend drang­vol­le Enge sor­gen.
Beschwingt neh­men wir die flot­te Rest­ab­fahrt auf der eisiggfüh­ri­gen Rodel­bahn unter die Bret­ter, die rodel­zie­hen­den Trupps las­sen sich gut umkur­ven. Das Sau­sen geht bis unten ein­wand­frei, erst unmit­tel­bar an der Stra­ße muss der ulti­ma­ti­ve Abschwung gesetzt wer­den.
Flo setzt am Auto noch sei­ne Rauch­zei­chen und dann machen wir uns auf den Heim­weg. Unter Ver­mei­dung des Zir­ler Bergs gestal­tet sich die­ser über See­feld und Wal­chen­see pro­blem­los.
Und da wir ab Urfeld in eine unap­pe­titt­li­che Nebel­wand ein­tau­chen, sind wir uns sicher, heu­te nichts ver­kehrt gemacht zu haben.