Ski­tour: Großglockner
Datum: 02.05.2014
Wer war dabei: Vali, Sebi
Gipfel/Berggruppe: Großglockner/Hohe Tauern

Facts: Groß­glock­ner 3798 m NN, ca. 1880 Hm Auf­stieg, 7 ‑8 h rauf, 1 ‑2 h runter
Glet­scher­aus­rüs­tung will­kom­men. Am Grat, vor allem wegen häu­fig erhöh­tem Publi­kums­auf­kom­mens, ggf. Seil­si­che­rung angenehm

Ski­tour Großglockner–Nachbarn ganz von oben

Wenn wo was das Höchs­te ist, übt es auf alle eine erhöh­te Anzie­hungs­kraft aus. Vor allem für den, ders mag. Ich mag Ber­ge. Es kommt natür­lich auf den Bezugs­raum an, was wenn, dann wo auch das Höchs­te ist. In Öster­reich ist es der Groß­glock­ner. Öster­reich liegt gleich neben­an.
Damit man das Höchs­te unter sich hat, muss man rauf. Soweit so klar so sim­pel. Um wirk­lich sicher zu sein, dass es so war und so ist, geht das auch mal mehr­fach. Also gut. 
Klar ist auch, wenn was das Höchs­te ist, ist man nie allein. Wenn man Glück hat, ist man nur ein biss­chen nicht allein. Manch­mal hat man Pech: Dann ist man aber auch einer von denen, die genau da hin­ge­hen, wo man nicht allein ist. Das soll­te man sich immer vor­her und wäh­rend­des­sen klar machen. 
Im Som­mer hab ich natür­lich das Gan­ze schon in grau­er Vor­zeit per pedes unter und hin­ter mich gebracht. Fehlt also noch im Win­ter bzw. per Ski. Ganz oben auf der Tick­lis­te war das nicht, also wird immer wei­ter ver- und Dring­li­che­res vor­ge­scho­ben. Aber man kann nicht alles erst dann erledigen,wenn man 85 ist, es könn­te für man­ches eng wer­den. Ganz beson­ders, wenn nicht nur die Vor­zeit grau ist, son­dern mitt­ler­wei­le auch das Haupt­haar. Immer­hin ist es noch vorhanden.
Also mach­ten wir uns letz­tes Jahr auf den Weg, umfuh­ren die fri­sche Mure an der Fel­ber­tau­ern­stra­ße, fan­den auch noch nach Kals und fie­len zu guter Letzt in das Luck­ner­haus ein.

Ort der Mahlzeit

Da gibt es net­te Lager, net­te Leu­te und net­tes Essen, also sind wir auch mal nett. Wor­auf wir ordent­lich ansto­ßen.
Das Wet­ter war unbe­stän­dig pro­phe­zeit, aber manch­mal wird ja alles gut und nicht so heiß, wie gekocht. Am ers­ten Tag ging es auf das Böse Weib­e­le mit unten ohne, d.h. wenig Schnee.

Böses Weib unten ohne, Erik und Pamer stei­gen drüber

Oben rum hat­te das Böse Weib mehr vor Holz vor der Hüt­te, die Ski kamen auch mal an die Füße. Das war ganz nett, auch wenn die Sicht mäs­sig und die Win­de mäch­tig waren. 

Win­di­ges Holz vor der Hütte

Der Abgang war gewöh­nungs­be­dürf­tig wech­sel­haft und nach unten wur­de es dann noch rich­tig feucht schmat­zig. Bis schließ­lich natür­lich der Matsch ganz weg war und die Wie­se entblößte.

Traum­ab­fahrt

Tags drauf führ­te uns das ange­kün­dig­te Zwi­schen­hoch anfäng­lich noch bei Schnee­fall Rich­tung Stüdl­hüt­te. Der High­way dort­hin sah aus, als ob eine Her­de Wild­säue ihr Unwe­sen getrie­ben hät­te. Aber es war nur eine Hor­de Ost­eu­ro­pä­er, die par­tout die Anwen­dung von Ski­ern, Schnee­schu­hen oder ähn­li­chen Druck­ernied­ri­gern ver­wei­ger­ten und aus­schließ­lich beschuht und vor allem neben­ein­an­der ihr Glück in der win­ter­li­chen Berg­welt zu fin­den glaub­ten. Erstaun­lich was der Wil­le des Men­schen vermag.
Nach Abwurf der Zahn­bürs­te und sons­ti­gem, fürs Ers­te Unbrauch­ba­rem in der Stüdl­hüt­te, ging es wei­ter auf den (oder die) Teufelskamp.

Abwurf­sta­ti­on

Etwas Pul­ver­auf­la­ge, zuneh­men­de Auf­hel­lung und präch­ti­ge Aus­bli­cke lie­ßen das ver­schwitz­te Grin­sen brei­ter wer­den und den Gip­fel näherkommen.

Grins­ge­län­de

Die­ser glänz­te zwar oben mit Son­ne, dafür aber auch mit noch mäch­ti­ge­rem Geblä­se. Außer­dem ist der Aus­druck Gip­fel viel­leicht etwas über­trie­ben für die­sen Grat­ab­satz. Aber wir waren wo dro­ben, was einen Namen hat und das reicht uns als Tagwerk. 

Tag­werk mit Gebläse

Der Glock­ner dampft und zeigt sich mit fri­schem Zucker­guß in bes­tem Licht. So könn­te es blei­ben. Hoff­nungs­froh wedeln wir run­ter und bezie­hen das Quar­tier auf der Stüdl. Dass außer uns sonst eigent­lich kei­ner mehr auf der Hüt­te war, hät­te uns zu Den­ken geben kön­nen. Aber wir den­ken eigent­lich ungern. Wie die exqui­si­te Aus­wahl im Hüt­ten­ki­osk zeigt, sind wir zumin­dest damit nicht allein.

rei­che Auswahl

Am nächs­ten Mor­gen war es dann hoch­gra­dig unschön. Nach ver­scho­be­nem Auf­bruch stell­ten wir uns dann doch dem grau­si­gen Wet­ter­trei­ben und wühl­ten uns bis zur Adlersruhe,wo dann end­gül­tig Schluss war.

Schluss mit lustig

Wir über­lie­ßen die dort im Win­ter­raums­loch hau­sie­ren­den und auf bes­se­re Zei­ten hof­fen­den Tsche­chen ihrem selbst­ge­wähl­ten Schick­sal und läu­te­ten ohne Glo­cke die Heim­rei­se ein.

Glo­cken­freie Heimreise

Das kann ich natür­lich nicht auf mir sit­zen las­sen.
Ein Jahr spä­ter.
Vali hat­te gesof­fen und war schwer ver­ka­tert. Das wuss­te er zwar schon vor­her und hat­te vor­ge­warnt. Aber er war wohl erfolg­rei­cher tätig, als geahnt. Also wur­de umge­plant. Es ging somit nicht ent­spannt dop­pel­tä­gig dem Glock­ner an den Pelz. Son­dern es gab erst einen Tag Reha­bi­li­ta­ti­ons­klet­tern in Mors­bachund dann, so war der Plan, halt zack­bumm (= sin­gle push) rauf run­ter. Wohl­an. Das sind zwar mehr Höhen­me­ter an einem Tag, dafür hat man es aber auch schnel­ler hin­ter sich. In Mors­bach waren wir natür­lich nicht allein, kein Wun­der an einem Sams­tag. Eine gute Ein­stim­mung auf den zu erwar­ten­den Besu­cher­an­drang an unse­rem eigent­li­chen Haupt­ziel. Aber die Stim­mung war gut. Unter ande­rem lief auch noch Bek­ka mit einer ihrer inklu­siv gemisch­ten Grup­pen ein. Was die Stim­mung noch mehr hob. Das Wet­ter blieb präch­tig und Vali press­te sich in der Affen­han­gel end­gül­tig das Gift von der Leber in den Bizeps. Oder­so. Haupt­sa­che es war raus aus dem Schä­del.
Spä­ter tucker­ten wir wei­ter zum Luck­ner­haus, wo wir noch einen Blick auf das Ziel des fol­gen­den Tages wer­fen konn­ten. Aber nur kurz, denn der Magen kracht.

Ziel­blick

Zum Glück hat­ten die Luck­ner­leu­te noch zwei Schnit­zel für uns und dazu auch für jeden das pas­sen­de Getränk. Genäch­tigt wur­de im VW-Bus, die paar Stun­den ren­tie­ren kein Bett.
Früh raus, wie es sich gehört, kurz tobt der Jet­boil und schon geht es los mit Turn­schu­hen auf dem ape­ren Weg nach oben. Außer uns ist von hier kei­ner unter­wegs, was uns natür­lich wenig stört, bes­ten­falls wun­dert. So geht das Gelat­sche mit zuneh­men­dem Schnee bis kurz vor der Luck­ner­hüt­te. Hier schließt sich die Schnee­de­cke und wir wech­seln in grö­be­res Schuhwerk.

Vali mit Stöckelschuh

Die Schlap­pen wer­den in eine Plas­tik­tü­te ver­staut und fin­den einen wohl­ver­bor­ge­nen Platz unter einem Stein­hau­fen. Es folgt das gewohn­te Fell­ge­schie­be, zunächst auf der dies­mal undurch­wühl­ten, gleich­wohl aus­ge­latsch­ten Spur Rich­tung Stüdl­hüt­te. Irgend­wann kann man die­se dann nach rechts ver­las­sen und sucht sich sei­nen eige­nen Weg über kup­pi­ge Hän­ge Rich­tung Ködnitzkees.

Valis own way

Da trifft man dann unwei­ger­lich wie­der auf die Auto­bahn, die von der Stüdl­hüt­te kommt. Die Haupt­mas­se der dor­ti­gen Früh­auf­ste­her ist durch, der Rest kommt erst noch, daher haben wir auch hier weit­ge­hend Ruhe.

Ruhi­ger Blick auf die Vorhut

Das Köd­nitz­kees bie­tet wenig Span­nen­des. Gera­de recht, um unbe­schwert sei­nen Gedan­ken nach­zu­hän­gen, wäh­rend der inne­re Schiffs­die­sel vor sich hin stampft und sich ein Schritt an den ande­ren reiht.
Das ist ja immer ein biss­chen zwie­späl­tig so fla­ches Gelän­de. Einer­seits kommt der Puls etwas run­ter und man tropft weni­ger, ande­rer­seits kann man kei­ne Höhen­me­ter weg­pa­cken. Aber die nächs­te Spitz­keh­re kommt bestimmt, wenn man sich nicht gera­de auf dem Aletsch­glet­scher befindet.

Schiffs­die­sel bei der Arbeit

Die Spur führt bis zum Fels­grat, ohne viel dar­über nach­zu­den­ken, gehen wir ihr nach. Die Opti­on, wei­ter Rich­tung Glock­ner­lei­ten neu ein­zu­spu­ren, ver­wer­fen wir ange­sichts des bis­lang schon zurück­ge­leg­ten und des noch bevor­ste­hen­den Wegs.

Die Gedan­ken sind frei

Am Grat gibt es einen Müs­li­rie­gel, ein Haferl Tee und das übli­che Ski­de­pot. Auch wir las­sen, wie die meis­ten Ande­ren auch, die Ski zurück. Mit Kram­pen an den Füs­sen neh­men wir den Pickel in die Hand und gewin­nen stap­fend, sowie den Einen oder die Ande­re über­ho­lend an Höhe in Rich­tung Adlers­ru­he.

Grat­ge­stap­fe

Was durch­aus anre­gend sein kann. Ein Tsche­che, viel­leicht auch Pole, scheucht sei­ne über­for­der­te Part­ne­rin vor sich her und führt uns nicht nur frag­wür­di­ges Mate­ri­al und inno­va­ti­ve Behand­lung des­sel­ben, son­dern auch ein längst ver­ges­sen geglaub­tes Bezie­hungs­mus­ter deut­lich vor Augen. Und erneut, dass der Wil­le des Men­schen sein Him­mel­reich sein kann, wenn er will. Oder muss.

ange­regt am Grat

Immer­hin zeigt sich der Glock­ner mitt­ler­wei­le von sei­ner bes­ten Sei­te und bie­tet hoch­al­pi­nes Ambi­en­te. Gran­di­os. Dar­über kann man sogar kurz­zei­tig ver­ges­sen, dass doch eini­ges los ist an einem sol­chen Berg.

Anblick zum Vergessen

Ober­halb von der Adlers­ru­he ärgern wir uns etwas, die Ski unten gelas­sen zu haben, denn die Glock­ner­lei­ten zeigt sich wider Erwar­ten bes­tens beschneit und man hät­te viel­leicht sogar direkt in das Kar zum Köd­nitz­kees ein­fah­ren kön­nen. Chan­ce ver­passt, zur Stra­fe müs­sen wir im reich­li­chen Schnee nach oben wüh­len. Aber auch das nimmt ein Ende und wir rei­hen uns in die Schlan­ge Rich­tung Gip­fel ein. Eine Wol­ke brei­tet den Man­tel des Schwei­gens über das mun­te­re Trei­ben und wir bin­den uns wegen des teils hef­ti­gen und vor allem nicht immer tritt­fes­ten Gegen­ver­kehrs dann doch irgend­wann in unser Seil ein. Das behin­dert kaum, die zahl­rei­chen Stan­gen wer­den im Vor­bei­lau­fen überworfen.

Man­tel des Schweigens

Nach dem Klein­glock­ner gibt es am Aus­stieg der Pal­la­vici­ni­rin­ne einen klei­nen Stau. Ein kur­zer Fels­auf­schwung lässt Man­che offen­sicht­lich das ers­te Mal nach­den­ken, wohin sie sich bege­ben haben. Und umdre­hen wol­len. Oder auch nicht. Oder dann doch. Aber jeder fin­det erstaun­li­cher­wei­se sein Plätz­chen und so kom­men auch wir oben an. Wie immer ein gutes Gefühl, auch wenn die Sicht zu wün­schen lässt.

gefühls­ech­ter Gipfel

Zurück gibt es wie­der Kurz­stau am Klein­glock­ner, der durch beherz­tes Ein-und Durch­grei­fen neben der Spur ver­kürzt wird. Am obe­ren Ende der Lei­ten wird das Seil wie­der ver­staut und die Sicht etwas besser.

seil­frei mit Sicht

Mit gro­ßen Schrit­ten wüh­len wir uns nach unten und die durch die Wol­ke glei­ßen­de Son­ne öff­net auch noch die letz­ten Poren. Im bes­ser gang­ba­ren und vor allem sitz­ba­ren Gelän­de ist es dann end­lich an der Zeit, die Spei­cher etwas auf­zu­fül­len. Dadurch wird es zwar nicht küh­ler, aber man kann nach dem Trin­ken wie­der bes­ser Schwit­zen und muss die Wurst nicht am Buckel nach unten tragen.

Vali kann end­lich wie­der schwitzen

Gestärkt haxeln wir an der Adlers­ru­he vor­bei den Grat hin­un­ter, pas­sie­ren den wei­ter­hin kra­kel­en­den Polen (oder Tsche­chen) mit sei­ner gott­er­ge­be­nen Part­ne­rin und lan­den letzt­lich bei unse­ren sehn­lichst erwar­te­ten Ski­ern. Nichts wie rein ins Vergnügen.

Vali kanns kaum erwarten

Und das war es auch, kei­ne Fra­ge. Zunächst in gera­de noch nicht bat­zi­gem Neuschnee.
Fast eine Ahnung von Pulver

Pul­ver­ah­nung

Und dann vor allem als die Haupt­schleif­spur Rich­tung Stüdl­hüt­te abge­bo­gen war: Idea­les Schige­län­de mit per­fek­tem Surf­schnee. Schwin­gen bis die Schen­kel brennen.

hoch­al­pi­ner Surfkurs

Nach unten wird es bekannt­lich wär­mer. Meis­tens endet es dar­in, dass man schlag­ar­tig im Ele­fan­ten­firn ein­sumpft und, zumin­dest für Außen­ste­hen­de, lus­ti­ge Über­schlä­ge pro­du­ziert. Dies bleibt uns heu­te wei­test­ge­hend erspart. Zum Glück erst ganz zum Schluss lässt die Trag­fä­hig­keit nach. Geschick­te Wahl der Hangaus­rich­tung hilft noch etwas wei­ter und dann sind wir aber schon bald an der Haupt­ab­fahrt von der Stüdl­hüt­te. In der zen­tra­len Fahr­spur ist die Sache so ver­dich­tet, dass man ein­wand­frei abfah­ren kann.

Vali ist auch zufrieden

Zwi­schen­drin wer­den noch schnell die Schlap­pen ein­ge­sackt und soweit es einen Krü­mel Schnee gibt, weitergesaust.
Dann ist wirk­lich Schluss und es hilft nichts. Ab jetzt ist der Weg das Ziel, auch wenn die Fuss­soh­len den tie­fe­ren Sinn nicht ver­ste­hen wol­len. Aber wie wir gelernt haben, man muss nicht auf alles Rück­sicht neh­men. Und schon gleich gar nicht auf etwas, was einem nahesteht.

ohne Rück­sicht, dafür mit Datum

Am Park­platz schau­en wir noch­mal dort­hin, wo wir eigent­lich vor Kur­zem gera­de noch waren. Auch wenn man es sieht und man es weiß ist es doch irgend­wie irre­al das Gan­ze. Was man in ein paar Stun­den so alles erle­ben kann. Prächtig.

rea­ler Blick

Bleibt noch die Heim­fahrt. Die ging auch vor­bei, zum Glück. Schließ­lich muss­te ich noch auf eine Fei­er. Lei­der ohne Reha in Morsbach.